Es ist gut, dass G+J die Textredakteure entlässt, denn dann sind freie Journalisten noch stärker gefragt, die im Allgemeinen sowieso besser schreiben und recherchieren können. Insofern ist das auch eine Art “Digital-Strategie”, denn im Netz ist Qualität entgegen der Ansicht der Holzmedien-Manager eher wichtiger als bei Print.
Die Print-Abos werden doch nur noch aus alter Gewohnheit hauptsächlich von älteren Semestern gekauft, wer dagegen mal die Meinungsvielfalt im Internet geschnuppert hat, bestellt seine gedruckte Zeitung oder Zeitschrift ab. Dagegen wirken eben die traditionellen Mainstream-Medien “gleich geschaltet”, wie schon Günter Grass richtig erkannt hat. Bei den Printmedien bestätigen sich doch nur Redakteure gegenseitig die “richtige”, “politisch korrekte” Meinung zu haben, auch wenn die Mehrheit ihrer Leser das anders sieht.
Im Gegensatz zum Internet lassen sich in gedruckten Medien die abweichenden Lesermeinungen auch problemlos ignorieren, man kann schön einfach ausschließlich für seine Kollegen schreiben. Teilweise wird bei Print-Zeitungen der “ungebildeten” Leserschaft offen Verachtung entgegengebracht (so nach dem Motto: Noch nicht mal das Binnen-I mit Unterstrich wollen diese Hinterwäldler_Innen in der Zeitung akzeptieren). Eher ruft man nach staatlichen Subventionen, wenn Abos abbestellt werden, als dass man den ideologischen Kurs ändert und Medien macht, welche die Leute auch lesen wollen und die der Lebenswirklichkeit entsprechen.
Das alles liegt auch an der Einstellungspolitik für Festangestellte. Redakteursstellen kriegen doch nur die, die besonders viel Vitamin B haben, nicht die, die am kompetentesten sind. Bei einer Bewerbung als Redakteur zählt ja alles Mögliche, aber nicht die Kompetenz.
Wenn ich das schon lese in den Stellenanzeigen: “Ihr Profil: gutes Auftreten, gepflegte Erscheinung, Teamfähigkeit”. Übersetzung: Aussehen wie ein aaglattes Model/Kleiderständer, angepasst sein ohne eigene Meinung, ausgeprägter Herdentrieb. Da bleibe ich lieber freier Journalist, obwohl ich sicher auch mit meiner Qualifkation als Diplom-Journalist (Uni Leipzig) irgendwo eine Festanstellung bekommen würde.