Ihr Kommentar, Herr Koch, entspricht einer ersten schnellen Reaktion. Jeder denkt: Mein Gott, Zeitschriften ohne schreibende Redakteure, nur noch „Kuratoren“ … was für ein Wahnsinn.
Auf den zweiten Blick meldet sich aber die Frage: Moment, was ist da die Strategie? So viel billiger scheint es gar nicht zu sein, wenn man auf festangestellte Schreiber verzichtet. Netto werden 6 Positionen gespart, aber 12 Positionen verloren, die auch „Content“ produziert haben. Ob das überhaupt eine große Ersparnis bringt? Es bringt aber sicherlich, was in der Ankündigung so modisch ausgedrückt wird: Flexibilität.
Ich würde es eher Variabilität nennen. Es ist ja durchaus denkbar, dass Zeitschriften sich zu „Publishern“ analog zu Buchverlagen entwickeln. Und welcher Buchverlag hat festangestellte Romanschreiber?! Das Produktionsmodell ist dann ein ganz anderes und es ist durchaus denkbar, dass Zeitschriften so spannender und abwechslungsreicher werden, wenn sie ihr Kerngeschäft darin sehen, die jeweils besten Arbeiten Freier Jornalisten zu publizieren. Bedeutet das nicht auch: Weniger Erstarren in Routine?
Sie schreiben: „Genau das ist es aber, was G+J und anderen fehlt: Visionen.“ Vielleicht sind Sie nur zu sehr im Gestern befangen, um die Vision erkennen zu können?
Ich könnte mir vorstellen, dass das neue Porduktionsmodell bessere Ergebnisse bringt als das Alte – aber es kommt natürlich darauf an, was das „Kompetenzteam“ daraus macht. Insfoern haben Sie Recht: Herzblut muss strömen in den Adern, sonst sterben die G+J Titel. Nicht wegen des Internets, sondern an Langeweile.
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Von: Fritz Iv
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